KNRM-Skipper Willard
Willard (33) ist einer der nur acht professionellen Schiffern der KNRM in den Niederlanden. Zusammen mit allen Freiwilligen - einem stellvertretenden Schiffer und 12 Bootsführern - rettet er Menschen und Tiere in Not auf der Nordsee und auf dem Wattenmeer.
365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag und bei jedem Wetter sind sie bereit, wenn sie gerufen werden. Willard: "Wenn wir alarmiert werden, fahren wir innerhalb von 10 Minuten los, denn auf dem Wasser kann ein kleines Problem schnell zu einem großen Problem werden."
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Verantwortlich
In der KNRM-Rettungsstation Ameland-Ballum ist die Anna Margaretha - das größte der beiden Rettungsboote der Insel - immer im Wasser und einsatzbereit. Das ist auch Willard zu verdanken, denn die Wartung des Bootes gehört (zusammen mit seinem Team) zu seinen Aufgaben. Er ist auch für die Ausbildung der Besatzung und die Vorbereitung und Überwachung der wöchentlichen Übung am Montagabend zuständig. "Hinzu kommen Aufgaben wie die Beantwortung von E-Mails, die Teilnahme an Sitzungen, die Erstellung eines Rettungsberichts nach jedem Einsatz und die Mitarbeit an der Entwicklung eines neuen Rettungsboottyps."
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Mit dem KNRM-Virus infiziert
Im Jahr 2019 kam Willard zu KNRM, um den vorherigen, in den Ruhestand gehenden Berufsschiffer zu ersetzen. Zuvor arbeitete er als Maat auf Baggerschiffen auf der ganzen Welt: "Damals war ich immer für sechs Wochen von zu Hause weg, um unter anderem in Südkorea, Taiwan und Indonesien zu arbeiten. Da ich Vater geworden war, wollte ich das nicht mehr tun". Bei seinen ersten Rettungseinsätzen arbeitete Willard mit dem vorherigen Schiffer oder stellvertretenden Schiffer zusammen. Durch ihre Erfahrungsberichte und das stolze Gefühl nach seiner ersten Aktion allein mit der Crew, bei der sie zwei Männer gerade noch rechtzeitig aus den Wellen im Bornriff retten konnten, war er sofort "mit dem Virus infiziert".
Traurige Situationen
Neben der Aktion im Bornriff bei Ameland ist auch die Suche nach dem deutschen Mädchen, das 2020 im Meer verschollen war, in Willards Gedächtnis geblieben. "Wir haben eine Woche lang nach ihr gesucht, zusammen mit benachbarten Stationen und einer beeindruckenden freiwilligen Fischereiflotte. Am Ende zog das Rettungsboot aus Schiermonnikoog das Mädchen aus dem Wasser und wir brachten es zurück nach Ameland." Ich bin nicht leicht emotional, aber eine so traurige Situation beeindruckt alle. Im Team besprechen wir das und passen aufeinander auf. Als Kapitän kontrolliere ich, wie es den Besatzungsmitgliedern geht, denn wenn sie mit etwas zu kämpfen haben, möchte ich das wissen."
Abflugbereit innerhalb von 10 Minuten
Die Zusammenarbeit mit anderen Stationen ist nichts Außergewöhnliches: Bei einer Großaktion zieht KNRM alle Register. Nachbarinseln oder andere Stationen im In- und Ausland können zu Hilfe kommen, und wenn nötig, wird ein Flugzeug oder ein Hubschrauber eingesetzt. Doch zum Glück schaffen es die Rettungsstationen in Ballum und Nes fast immer, eine Rettungsaktion eigenständig durchzuführen. Schnelles Handeln ist dabei entscheidend: "Wenn wir von der Küstenwache alarmiert werden, müssen alle sofort handeln, damit wir innerhalb von zehn Minuten losfahren können. In dieser Zeit müssen wir zur Station kommen, unsere Anzüge anziehen, das Boot in Gang setzen und losfahren. In der Zwischenzeit ruft Willard auch die Küstenwache an, um Informationen zu erhalten. Sie sagen ihm, wie die Situation ist und wo genau sie sich befindet. Wie ernst die Lage ist, ist laut Willard immer schwer einzuschätzen: "Neulich klang jemand sehr ruhig, während er auf einem sinkenden Schiff definitiv in Gefahr war."
Probleme auf See und im Wattenmeer
Die Menschen geraten aus verschiedenen Gründen in Schwierigkeiten auf dem Meer: "Wegen eines Ausrüstungsfehlers, eines Navigationsfehlers oder weil sie von schlechtem Wetter überrascht werden, was bedeutet, dass sie mit starkem Wind und hohen Wellen zu kämpfen haben." Auch die Gezeiten verursachen manchmal Probleme: "Bei Flut kann man nicht sehen, wohin man segeln kann. Das hat zur Folge, dass man sich manchmal festfährt und sogar ein Ruder abreißen kann. Neben allen Meldungen der Küstenwache hat die KNRM auf Ameland noch eine weitere wichtige Aufgabe: den Transport von Patienten zum Krankenhaus am Festland. "Dafür gibt es eigentlich den Rettungshubschrauber, aber der kann nicht immer in die Luft gehen. Manchmal ist das Wetter zu schlecht oder der Hubschrauber ist auf einer anderen Insel. Dann bringen wir den Patienten mit dem Rettungsboot rüber."
Das eigene Leben aufs Spiel setzen
Da die KNRM an allen möglichen Rettungs- und Krankentransporten beteiligt ist, kann Willard sehr vielen Menschen helfen. "Wir tun es für jeden, der uns besucht, aber natürlich auch für unsere eigenen Leute. Jeder auf der Insel kennt jemanden, der schon einmal auf dem Rettungsboot gewesen ist. Deshalb gibt es eine große Wertschätzung für das, was wir tun". Doch Willard ist der Meinung, dass die Freiwilligen noch mehr Wertschätzung verdienen als er selbst: "Wir setzen unser Leben für einen anderen Menschen aufs Spiel, aber für mich ist das mein Job und damit das Risiko des Berufs. Der Rest meines Teams tut dies freiwillig, neben seiner regulären Arbeit. Passiert etwas am Abend oder in der Nacht? Dann müssen sie einfach am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen. Und das, obwohl wir nie wissen, wie lange eine Rettung dauern wird und ob man überhaupt schlafen kann."
Drei Tipps von Willard
Ein Unfall kann sehr schnell passieren, aber mit der richtigen Vorbereitung können Sie einen Notfall verhindern und
vielleicht sogar Ihr eigenes Leben retten. Willard gibt dazu die folgenden Tipps:
Tipp 1
Kontrollieren Sie die Wettervorhersage
Informieren Sie sich nicht nur über das Wetter an Ihrem aktuellen Standort, sondern auch über das Wetter an Ihrem Zielort und an den Orten, an denen Sie auf dem Weg vorbeikommen. Selbst in einem kleinen Land wie den Niederlanden können die Wetterunterschiede groß sein. Berücksichtigen Sie auch Wettervorhersagen für den späteren Tagesverlauf.
Tipp 2
Stellen Sie sicher, dass Ihre Karte oder Ihr Navigationsprogramm auf dem neuesten Stand ist
Eine Wasserkarte auf Papier ist eigentlich schon veraltet, wenn sie gedruckt wird. Das bedeutet nicht automatisch, dass eine digitale Karte immer auf dem neuesten Stand ist. Es hängt sehr stark davon ab, wie oft der Anbieter Aktualisierungen bereitstellt. Denken Sie daran: Als Schiffsführer sind Sie immer dafür verantwortlich, gute Seekarten zu verwenden und diese zu aktualisieren.
Tipp 3
Tragen Sie eine Rettungsweste
Mit einer gut funktionierenden Schwimmweste hätten viele Ertrinkungsopfer noch gelebt. In kaltem Wasser ist die Überlebenschance mit einer Schwimmweste sogar viermal höher. Überschätzen Sie sich nicht: Auch die besten Schwimmer können durch Kälteschock oder Übermüdung ertrinken.
Über KNRM auf Ameland
Rettung und Verhütung von Unfällen auf See und den weitläufigen Binnengewässern, das ist die Kernaufgabe der KNRM.
Segler in Not? Surfer vermisst? Segeljacht mit Mastbruch durch starken Wind? Die Retter und Rettungsboote der KNRM sind 24 Stunden am Tag in Bereitschaft, um Menschen bei jedem Wetter zu retten. Aber auch am Strand und in den Dünen helfen die Küstenfahrzeuge der KNRM an schwer zugänglichen Stellen.
Die Retter von KNRM sind auch auf Ameland aktiv.