Kommandeure und Walfänger
Walfang: eine Quelle des Wohlstands und des Abenteuers
Im 17. und 18. Jahrhundert war Ameland für seine maritimen Traditionen bekannt. Die Insel hatte eine florierende Walfangindustrie, in der mutige Seefahrer ihr Leben auf der rauen Nordsee und in den eisigen Gewässern des hohen Nordens riskierten.
Diese Zeit brachte den Dörfern nicht nur wirtschaftlichen Wohlstand, sondern auch eine tief verwurzelte Verbundenheit mit dem Meer.
Bild: Sammlung Ameland
Eine Lebensader nach Grönland und Spitzbergen
Die Amelander Seefahrer zogen in die kalten Gewässer rund um Grönland und Spitzbergen, um Wale zu jagen. Diese gefährliche Arbeit erforderte großen Mut und großes Können. Der Walfang lieferte wertvolle Produkte wie Öl und Barten und schuf Arbeitsplätze auf der Insel. Die Amelander waren für ihr ausgezeichnetes Wissen über das Meer und ihre Navigationsfähigkeiten bekannt.
Die Kommandeure: Anführer auf See
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Die Kommandeure waren die unangefochtenen Anführer der Walfänger. Diese erfahrenen Seefahrer trugen die schwere Verantwortung, ihre Mannschaft sicher durch tückische Eisfelder und stürmische See zu führen.
Bekannte Kommandeure
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Einige der bekanntesten Amelander Kommandeure sind Dirk Jacobsz und Hidde Dirks Kat. Ihre abenteuerlichen Reisen stehen sinnbildlich für das maritime Können der Insel.
Tipp: Möchten Sie mehr über Hidde Dirks Kat erfahren? Dann folgen Sie dem Geschichtenpfad!
Hidde Dirks Kat: ein heldenhafter Kommandeur
Hidde Dirks Kat (1747–1824) war einer der bekanntesten Kommandeure von Ameland und vor allem für seine beeindruckende Überlebensgeschichte bekannt. Während einer seiner Reisen in die Gewässer rund um Grönland im Jahr 1777 geriet sein Schiff im Eis fest. Es folgte ein monatelanger Kampf gegen die Naturgewalten. Gemeinsam mit einem Teil seiner Besatzung überlebte er dank Einfallsreichtum und unerschütterlichem Durchhaltevermögen.
Nach seiner Rückkehr verfasste er einen detaillierten Bericht über seine Erlebnisse, der nicht nur einen Einblick in das harte Leben der Walfänger gibt, sondern auch in die maritime Geschichte jener Zeit. Dieser Bericht gilt bis heute als bedeutendes historisches Dokument und wird als Teil des kulturellen Erbes von Ameland bewahrt.
Auf dem Friedhof bei der reformierten Kirche in Hollum steht noch immer sein schlichter Grabstein mit der Inschrift „H.D. Kat“. Dieser Stein ist ein Denkmal. Zudem gibt es in Hollum eine von Frans Ram geschaffene Statue von Hidde Dirks Kat, die in Richtung des Ortes zeigt, an dem er einst lebte.
Kommandeurshäuser
In Hollum und Nes findet man noch immer die stattlichen Kommandeurshäuser, erkennbar an ihren reich verzierten Fassaden. Diese Häuser sind stille Zeugen des Wohlstands, den der Walfang einst mit sich brachte.
Auffällige Gesimse
Die Kommandeurshäuser auf Ameland sind an den auffälligen Gesimsen zu erkennen, die entlang ihrer Fassaden verlaufen. Diese Verzierungen wurden als Zeichen von Status und Wohlstand hinzugefügt. Die steinernen Gesimse sind oft kunstvoll gearbeitet und verleihen den Häusern ein einzigartiges Aussehen, das es nirgendwo sonst gibt. Sie dienten nicht nur einem dekorativen Zweck, sondern betonten auch die gesellschaftliche Stellung der Bewohner. Die meisten Kommandeurshäuser wurden zwischen 1650 und 1800 erbaut.
Viele dieser Häuser befinden sich in den Hauptstraßen von Hollum, Ballum und Nes. Bei einem Spaziergang durch diese Dörfer kann man diese charakteristischen Elemente aus nächster Nähe betrachten und entdecken, wie sie Teil des reichen Erbes von Ameland sind.
Die Kehrseite des Erfolgs
Obwohl der Walfang Wohlstand brachte, war er auch mit großen Entbehrungen verbunden. Viele Amelander verloren ihr Leben auf See. Zudem hatte die Jagd auf Wale erhebliche Auswirkungen auf die Natur – ein Aspekt, der heute mit anderen Augen betrachtet wird.
Bild: Amelander Historie
Wussten Sie schon?
- Die Arbeit an Bord eines Walfängers dauerte oft mehrere Monate, sodass Familien auf Ameland monatelang ohne ihre Angehörigen lebten.
- Der Ertrag eines einzigen gefangenen Wales reichte manchmal aus, um eine Familie ein ganzes Jahr lang zu versorgen.
- Das Wissen über das Meer und die Navigation war so fortschrittlich, dass Amelander auch außerhalb der Insel als Experten engagiert wurden.
Eine lebendige Geschichte
Die Geschichten der Walfänger leben im kulturellen Erbe von Ameland weiter. Besuchen Sie das Kulturhistorische Museum Sorgdrager und das Maritime Zentrum Abraham Fock, um mehr über diese faszinierende Epoche zu erfahren. Hier können Sie die verwendeten Techniken entdecken und die beeindruckende Liste der Amelander Kommandeure bewundern.
Spuren in den Dörfern
Ein Spaziergang durch die historischen Dörfer von Ameland führt Sie ganz automatisch zu den Spuren dieser maritimen Vergangenheit. Im Dorf Hollum können Sie zum Beispiel die Statue und das Grab von Hidde Dirks Kat besuchen. Auf den Friedhöfen erinnern besondere Grabsteine an die Kommandeure – die großen Kapitäne der Walfangzeit.
Auch die „Kakebienen“ in Nes erinnern an die Zeit des Walfangs.
Weiterführende Lektüre und Quellen
Alle Quellen sind nur auf Niederländisch verfügbar
- De Canon van Ameland
- Commandeurs en hun huizen
- Amelander Historie
- Collectie Amelan