Ameland während des Zweiten Weltkriegs - VVV Ameland

Ameland während des Zweiten Weltkriegs

Während des Zweiten Weltkriegs erlebte Ameland einschneidende Veränderungen. Die Insel wurde von fast tausend deutschen Soldaten besetzt, was das tägliche Leben der Ameländer erheblich beeinflusste.

Foto: Amelander History

Trotz der Einschränkungen und Gefahren entwickelte sich eine subtile Form des Widerstands, bei dem persönlicher Mut und Solidarität im Mittelpunkt standen.

Das tägliche Leben unter der Besatzung

Die Anwesenheit der deutschen Truppen hatte zur Folge, dass viele Gebiete wie der Wald, die Dünen und der Strand für die einheimische Bevölkerung nicht mehr zugänglich waren. Bisher selbstverständliche Aktivitäten wie das Feiern des Nikolauses bedurften nun der Erlaubnis der Besatzungsmacht. Dennoch versuchten die Ameländer, ihr Leben so normal wie möglich weiterzuführen. Es gab Momente unerwarteter Interaktion mit den deutschen Soldaten, wie z. B. das Teilen von Süßigkeiten am St. Martinstag oder das kostenlose Haareschneiden für Kinder. Diese gelegentliche Freundlichkeit konnte jedoch die zugrunde liegenden Spannungen und das Gefühl der Unterdrückung nicht beseitigen.

Widerstand und Untergetauchte

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Jüdisches Mädchen und Binnenschiffer

Foto: Amelander Geschichte

Der Widerstand auf Ameland äußerte sich auf verschiedene Weise. Untergetauchte fanden Unterschlupf bei Inselbewohnern; so wurde zum Beispiel ein jüdisches Mädchen aus Amsterdam auf der Insel versteckt. Außerdem sammelten die Widerstandskämpfer Informationen über deutsche Stellungen und Rüstungsgüter, die an das Festland weitergegeben wurden. Diese Aktivitäten waren äußerst riskant und erforderten große Vorsicht. Die Binnenschiffer Cor und Hans de Bruin und Gooi Visser spielten dabei eine entscheidende Rolle, denn sie schmuggelten heimlich Waren und sogar Waffen von und nach der Insel, oft unter den Augen der ahnungslosen Besatzungsmacht.

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Minne Keestra

Foto: Kanon der Niederlande

Ein eindrucksvolles Beispiel für den Widerstand ist die Geschichte von Minne Keestra, einem jungen Metzgergehilfen aus Nes. Er hörte sich die verbotenen Sendungen von Radio Oranje an und erzählte anderen, was er gehört hatte. Als er sich weigerte zu sagen, woher er seine Informationen hatte, wurde er auf der Straße von einem deutschen Soldaten erschossen. Sein mutiges Schweigen symbolisiert das stille Heldentum der einfachen Ameländer.

Die Rolle von Wim de Boer

Foto: Amelander History

Eine weitere wichtige Figur im Widerstand war Wim de Boer, der im Postamt von Hollum arbeitete. Dank seines Zugangs zur Telefonzentrale konnte er deutsche Gespräche abhören und wertvolle Informationen an den Widerstand weitergeben. Mit einer speziellen Sprechtaste konnte er Gespräche abhören, ohne dass die Deutschen es bemerkten. Trotz des Misstrauens der Besatzungsmacht konnte De Boer seine Tätigkeit bis zum Kriegsende fortsetzen.

Bürgermeister Bouke Bakker

Foto: Amelander Geschichte

Die Ernennung von NSB’er Bouke Bakker zum Bürgermeister sorgte für Unruhe in der Amelander Bevölkerung. Bemerkenswerterweise nutzte Bakker seine Position, um zu verhindern, dass Amelander Männer zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt wurden. Dank seiner Bemühungen und Verbindungen konnten viele Inselbewohner auf Ameland bleiben, obwohl sie oft für die deutschen Besatzer arbeiten mussten. Seine Rolle zeigt, wie kompliziert und widersprüchlich Entscheidungen in Kriegszeiten sein können.

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Bunker und Verteidigungsanlagen

 

Während des Krieges errichteten die Deutschen auf Ameland etwa 105 Bunker und andere militärische Anlagen, wie Scheinwerfer und Aggregate. Der Schwerpunkt dieser Verteidigungslinie lag in den Dünen westlich von Hollum. Nach dem Krieg wurden die meisten dieser Bunker gesprengt oder verschwanden unter dem Sand. Einige wenige sind heute noch sichtbar, darunter der Küchenbunker, der zum Bunkermuseum umgebaut wurde.

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Flugzeugabstürze und Denkmäler

Foto: Nationalkomiteeé 4. und 5. Mai

Ameland war während des Krieges Zeuge mehrerer Flugzeugabstürze. Einer der denkwürdigsten war der Absturz des US-Bombers "Dixie Flyer" am 12. September 1944. Beim Absturz des Flugzeugs in der Nähe von Ballum kamen vier Besatzungsmitglieder ums Leben, fünf weitere überlebten. Zur Erinnerung wurde am 12. September 2011 am Jelmeraweg zwischen Hollum und Ballum ein Propellerdenkmal enthüllt.

Kampf um Ameland

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Dornier Do 18D M2+LK

Dieses deutsche Wasserflugzeug musste am 13. September 1939 bei Ameland notlanden. Das Flugzeug wurde bei einer Rettungsaktion beschädigt und strandete im Wattenmeer. Die Besatzung geriet in Kriegsgefangenschaft, und das Wrack blieb jahrelang am Strand sichtbar. Mehr Infos

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Handley Page Hampden AE126 EA-N

Am 28. August 1941 stürzte dieses britische Flugzeug im Wattenmeer bei Nes ab. Der Bomber wurde während eines Einsatzes in Duisburg von einem deutschen Nachtjäger getroffen. Die Besatzung wurde auf Ameland beigesetzt, später wurden die Gräber mit Namen versehen. Mehr Infos

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Avro Manchester L7380 EM-W

Am 7. September 1941 befand sich dieses Flugzeug auf einem Einsatz in Berlin. Nachdem es durch Flakfeuer beschädigt worden war, musste es am Strand von Ameland notlanden. Die Besatzung wurde unmittelbar nach der Landung gefangen genommen. Mehr Infos

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Kurzer Stirling BF457 LS-B

Am 19. Februar 1943 wurde dieses Flugzeug über Wilhelmshaven abgeschossen. Es stürzte in der Nähe von Buren, im östlichen Teil von Ameland, ab. Nur drei der acht Besatzungsmitglieder konnten identifiziert werden. Mehr Infos

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B-24 Liberator 'Dixie-Flieger'

Am 12. September 1944 wurde dieser US-Bomber in der Nähe von Hollum von der Luftabwehr getroffen. Fünf Besatzungsmitglieder konnten sich mit dem Fallschirm retten, aber vier wurden getötet. Die Überlebenden gerieten in Kriegsgefangenschaft und wurden in Lager in Deutschland gebracht. Mehr Infos

Tragödie in Hollum

Am 21. September 1940 ereignete sich in Hollum eine Tragödie, als sieben Bomben auf das Dorf fielen. Eine dieser Bomben traf das Haus der Familie De Boer in der Burenlaan. Die vierjährige Afie de Boer wurde getötet. Ihre Mutter Rinske und ihre Schwester Anke wurden schwer verletzt.

 

Nach dem Krieg

Ferienhaus 'The Terrorist'

Foto: Fries Museum

Nach dem Krieg wurde in Nes ein besonderer Ort geschaffen: das Ferienheim "Der Terrorist". In dieser ehemaligen deutschen Kaserne konnten sich Witwen und Kinder von gefallenen Widerstandskämpfern erholen. Das Haus bot Trost und Solidarität für Menschen, die viel verloren hatten. Bis in die 1990er Jahre wohnte hier eine enge Gruppe von Leidensgenossen, für die Ameland zu einem Ort der Trauer und der Kameradschaft wurde. Weitere Infos

Im Juni 2025 wird ihre Geschichte in der Performance "War Tears" am Strand von Ameland zum Leben erweckt. Die Performance bietet einen eindringlichen Blick auf das Leben nach dem Krieg und die Kraft der Verbindung. Mehr Infos und Tickets >>

Kriegsgräber und Denkmäler

Generalfriedhof Nes
Der Krieg hat auf Ameland bleibende Spuren hinterlassen. Über die Insel verstreut liegen etwa 70 Soldatengräber, unter anderem von Soldaten aus England, Kanada, Frankreich und Polen. Diese Gräber sind eine Erinnerung an die internationale Dimension des Krieges. Sie werden bis heute gepflegt und gewürdigt.

Befreiung und die Zeit danach

3. Juni 1945
Obwohl die Niederlande offiziell am 5. Mai 1945 befreit wurden, blieb Ameland bis zum 3. Juni unter deutscher Kontrolle. An diesem Tag verließen die letzten deutschen Soldaten die Insel und die niederländische Flagge konnte endlich gehisst werden. Die Freude war groß, aber gemischt mit der Trauer über das, was verloren gegangen war. Auch der neue Bürgermeister Roel Walda kam an diesem Tag auf der Insel an. Die Erinnerungen an die Besatzungszeit hallten noch lange im täglichen Leben nach.

Bleibende Erinnerung

Die Geschichte Amelands während des Zweiten Weltkriegs ist eine Geschichte der Unverwüstlichkeit, des Mutes und der schwierigen Entscheidungen, die die Menschen treffen mussten. Indem wir diese Geschichten – über Helden, Opfer und das gewöhnliche Leben unter außergewöhnlichen Umständen – weiter erzählen, halten wir die Vergangenheit lebendig und bleiben wachsam für den Wert der Freiheit.

80 Jahre Freiheit auf Ameland
Im Jahr 2025 wird Ameland 80 Jahre Befreiung mit einem besonderen Programm voller Geschichten, Gedenkfeiern und Aktivitäten feiern. Sehen Sie sich die Übersicht an:
🎉 Programm 80 Jahre Befreiung

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