Die Geschichte von Rettungsschwimmerin Tineke
Im Alltag arbeitet Tineke de Jong (29) als Buchhalterin mit Zahlen, in den Sommermonaten arbeitet sie stattdessen als Rettungsschwimmerin am Strand von Nes. Ein himmelweiter Unterschied, und genau das gefällt ihr so daran.
Tineke wohnt eigentlich in Groningen, aber als kleines Mädchen verliebte sie sich in die Insel, den Strand und das Meer. Deshalb ging sie als Jugendliche für einen Ferienjob in der Gastronomie nach Ameland. Nach zwei Sommern dachte sie, dass es noch mehr Spaß machen würde, am Strand zu arbeiten, und setzt sich nun seit zehn Jahren dafür ein, den Strandbesuchern einen sorglosen und vor allem sicheren Tag am Strand zu ermöglichen.
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Sie tut dies, indem sie informiert, überwacht, gefährliche Situationen verhindert und Rettungsaktionen durchführt, wenn Menschen in Not geraten. Zusammen mit den anderen Rettungsschwimmern ist Tineke von 10:00 bis 18:00 Uhr am Strand, fünf bis sechs Tage die Woche und drei bis vier Wochen im Sommer. Außerdem verbringt sie vier weitere Wochenenden – zwei vor der Hochsaison und zwei danach – am Strand von Amelander. „Ich mache das jedes Jahr so und so kann ich meinen Sommerjob mit meiner eigentlichen Arbeit kombinieren.“
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Leben am Strand
Auch außerhalb der Arbeitszeit wohnen die Rettungsschwimmer am Strand: „Wir schlafen am Rettungsschwimmerposten, wachen also jeden Morgen an einem leeren Strand auf und können jeden Abend den Sonnenuntergang beobachten.“ Das ist wirklich magisch. Vor oder nach der Arbeit und an unseren freien Tagen gehen wir gemeinsam schwimmen, joggen, Volleyball spielen oder surfen.“ Da die Rettungsschwimmer nicht nur zusammenarbeiten, sondern auch privat viel Zeit miteinander verbringen, bilden sie eine eingeschworene Gruppe. Tineke: „Wir bleiben auch außerhalb des Sommers in Kontakt und freuen uns am Ende des Sommers schon auf die nächste gemeinsame Saison.“
Präventiv handeln
Neben Entspannung und Spaß wird natürlich auch hart gearbeitet, denn die Rettungsschwimmer haben eine wichtige Aufgabe: „Wir sind für die Sicherheit am Strand verantwortlich und dazu gehören verschiedene Aufgaben, wie zum Beispiel die Beurteilung der Meeres- und Strandbedingungen und die Analyse der Risiken.“ Basierend auf der Risikoanalyse markieren die Rettungsschwimmer am Morgen mit rot-gelben Flaggen den möglichst sicheren Badebereich. Sie tun dies jeden Tag, denn der wechselnde Wind, die Wellen und die Strömungen haben einen enormen Einfluss auf die Sicherheit im und auf dem Wasser. Sobald die ersten Besucher den Strand betreten, sind immer zwei Augenpaare auf das Wasser gerichtet. „Ein Rettungsschwimmer steht an der Wasserlinie, um die Menschen anzusprechen und zu warnen, und der andere behält vom höher gelegenen Rettungsposten aus den Überblick. Die weiteren Aufgaben übernimmt eine dritte und ggf. vierte Person. Wir haben eine Art Rotationssystem, sodass man tagsüber immer eine andere Verantwortung trägt.“
Leben retten
Ein großer Teil der Arbeit ist präventiv. Die Rettungsschwimmer behalten das Geschehen genau im Auge, um zu verhindern, dass Menschen in Schwierigkeiten geraten. Sollte das doch passieren, begeben sie sich sofort ins Wasser für eine Rettungsaktion.
Dafür gibt es unterschiedliche Hilfsmittel: den Rettungsschlauch, das Rettungsbrett und den Wasserscooter: „Wenn eine Person in der Nähe ist, nutzen wir den Rettungsschlauch: ein schwimmendes Rettungsgerät aus Schaumstoff. Sind mehrere Personen in Not oder liegt der Unfall weiter entfernt? Dann nutzen wir ein Rettungsbrett; eine Art Surfbrett. Liegt der Notfall außerhalb des Badebereichs oder weiter draußen auf dem Meer, setzen wir das Wasserfahrzeug ein.“
Im Sommer 2022 rettete das Rettungsschwimmerteam mit dem Wasserfahrzeug mehrere Leben. „Eine Mutter und zwei Kinder gerieten in Schwierigkeiten, als sie von einem Brandungsrückstrom erfasst wurden. In einer solchen Situation machen wir wirklich den Unterschied zwischen Leben und Tod. Glücklicherweise ist diese Familie dank schnellem Eingreifen gut davon gekommen. Es hätte ganz anders ablaufen können.“
Zulassungsvoraussetzungen
Nicht jeder kann einfach Rettungsschwimmer werden. Man muss über die richtigen Fähigkeiten verfügen, die Zulassungsvoraussetzungen erfüllen, den Auswahltag bestehen und eine Schulung absolvieren.
Tineke: „In der sechstägigen Ausbildung zum Strandrettungsschwimmer auf Vlieland lernt man alles, was man wissen und können muss: Risiken und Gefahren erkennen und darauf reagieren, Erste Hilfe leisten, Rettungstechniken anwenden und vieles mehr.“ Je nach Stellplatz muss man möglicherweise auch in der Lage sein, ein Rettungsboot zu steuern oder ein Auto mit Allradantrieb am Strand zu fahren. Dies erlernen wir in einer Zusatzschulung. „Wenn man aber nicht in acht Minuten 400 Meter schwimmen kann, keinen Kilometer rennen kann oder nicht ausreichend verfügbar ist, werden Teilnehmer die Auswahl nicht bestehen und macht es keinen Sinn die Ausbildung anzutreten.“ Grund genug, den Rettungsschwimmern am Strand Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen.
Drei Tipps von Tineke
Tipp 1
Achten Sie auf die Flaggen und schwimmen Sie nur im überwachten Schwimmbereich
Im Schwimmbereich zwischen den rot-gelben Flaggen gibt es keine gefährlichen Strömungen und es wird von Rettungsschwimmern überwacht. Achten Sie auch auf die Flaggen an der Rettungsstation. Bei einer rot-gelben Flagge ist der Posten bemannt, bei einer gelben Flagge ist das Schwimmen gefährlich, bei einer roten Flagge ist Schwimmen verboten und ein orangefarbener Windsack bedeutet ablandigen Wind. Bei ablandigem Wind driftet man schnell ab, wenn man mit Luftmatratzen, Schlauchbooten oder Wasserbällen aufs Meer hinausfährt. Nehmen Sie es also nicht mit ins Wasser.
Tipp 2
Schwimmen Sie nicht alleine
Gehen Sie immer mindestens zu zweit ins Wasser, damit Sie sich bei Bedarf gegenseitig helfen können. Wenn Sie wirklich alleine ins Wasser möchten, vereinbaren Sie bitte vorab, dass jemand Sie vom Strand aus im Auge behält – und bei Bedarf Hilfe rufen kann.
Tipp 3
Brauchen Sie Hilfe? Bleiben Sie ruhig und erregen Sie Aufmerksamkeit
Sind Sie in einen Brandungsrückstrom geraten? Blaiben Sie ruhig und schwimmen Sie nicht gegen den Strom. Lassen Sie sich hinter die Sandbank treiben, wo die Strömung nachlässt. Anschließend schwimmen Sie seitwärts zurück zum Strand. Bekommt jemand anderes Schwierigkeiten? Rufen Sie um Hilfe, alarmieren Sie einen Rettungsschwimmer oder rufen Sie die Notnummer 112 an. Behalten Sie die Person im Wasser weiterhin gut im Auge.
Schwimmen in Meer
Im Meer schwimmen, baden und planschen is herrlich, aber nicht ohne Gefahr!
Wenn Sie Ihren Urlaub auf Ameland verbringen, möchten Sie vielleicht auch gerne ins Meer, das können wir gut verstehen! Denn was ist an heißen Tagen schöner als ein verfrischender Tauch ins kühle Meer? Natürlich ist dies auf Ameland möglich, aber wir bitten Sie einige Sachen zu bachten - die Nordsee beachtet die Badegäste nämlich nicht.